Review von „Lait Noir Du Matin“ u.A. tracks von „Nuits et Noirs 3“:

continuo-docs: „The opening track of Nuits et Noirs 3 is worth the entry ticket alone. Titled Lait Noir Du Matin – after the French translation of Paul Celan’s Todesfuge poemBlack milk of daybreak we drink it at evening…–, this 20-mn epic is a collaboration between German accordionist Anja Kreysing (born 1967) and trombonist Helmut Buntjer, with Max Kuiper contributing ambient sounds.  From desolate soundscapes with repeated, lugubrious long-held notes on trombone to strange accordion transmorgrifications, the track consists mostly of atmospheres, textures and various, hard to identify extraneous noises and found sounds – like assorted percussion, static or sonic detritus–, plus occasional reading of Celan in German. The minimalist accordion at times sounds like the sho in a John Cage composition like Two4 (1991). Lait Noir Du Matin is a beautiful piece of music I will return to often as well as investigating the varied output of Anja Kreysing – that’s what compilations are made for, right?“

Treffende und schöne Worte von continuo-docs über meinen Track Lait Noir Du Matin, den ich gemeinsam mit Helmut Buntjer für „Nuits et Noirs 3“ eingespielt und dann überarbeitet habe. Sozusagen die Keimzelle von unserem neuen Projekt „this honourable fish„!

https://www.tumblr.com/continuo-docs/140791778067/various-sacred-language-nuits-et-noirs-3

„Panzerkreuzer Potemkin“ – Review Westfälische Nachrichten

„Mo., 29.02.2016
Stummfilmkonzert mit Helmut Buntjer und und Anja Kreysing
Piazzolla zum „Panzerkreuzer Potemkin“

Münster – Anja Kreysing und Helmut Buntjer untermalen die Szenen aus Sergej Eisensteins Revolutions-Epos „Panzerkreuzer Potemkin“ von 1925 beim Stummfilmkonzert in der Stadthausgalerie auf verblüffende Art.

Von Arndt Zinkant / Foto: Arndt Zinkant
 
Das Drama hat fünf Akte. Im vierten Akt von „Panzerkreuzer Potemkin“ kommt sie dann, „Die Treppe von Odessa“ – jene berühmte, grausige Sequenz, wo die zaristischen Offiziere im Jahr 1905 auf das aufbegehrende Volk schießen. Mit der legendären „Kinderwagen-Sequenz“:Eein Baby, dessen Mutter erschossen wird, rollt die riesige Hafentreppe herab.

Anja Kreysing und Helmut Buntjer untermalen die Szenen aus Sergej Eisensteins Revolutions-Epos von 1925 auf verblüffende Art: Sie versuchen nicht, die kreischenden Massen und donnernden Gewehre akustisch zu imitieren. Stattdessen: Astor Piazzolla! Dessen morbide Tangoklänge schmiegen sich emotional verblüffend stimmig an das Chaos. Und der Tango wird zum Totentanz.

„Schwarz-Weiß ist die bessere Farbe“, heißt das Motto der Stummfilm-Reihe, die Kreysing und Buntjer veranstalten – vormals im Cinema, nun drei Mal in der Stadthausgalerie. „Potemkin“ war am Sonntag der letzte Streich an diesem Ort. Und der hätte mehr Publikum verdient, schließlich handelt es sich um einen Meilenstein der Filmgeschichte. Mit Live-Klängen, wie man sie sonst nicht zu hören bekommt.

Rechts von der Leinwand sitzt Helmut Buntjer, spielt Posaune und Tuba, lässt seine Instrumente singen oder avantgardistisch knirschen. Und natürlich bekommen die Dampfer der russischen Flotte ein ohrenbetäubendes Dröhnen mit auf den Weg. Elektronik kommt hinzu, die Lautsprecher verstärken alles. Links spielt Anja Kreysing ihr Akkordeon, das natürlich genau zu Piazzolla passt. Und nicht minder zur Wehmut eines russischen Volksliedes oder zum „Einheitsfrontlied“ von Hanns Eisler und Bert Brecht.

Stummfilmmusik war in seinen Anfängen immer ein Zitate-Reigen, das macht immer noch den Spaß aus. Die Qualität der „Potemkin“-Filmkopie war um Längen besser als bei den zwei Vorgängerfilmen „Nosferatu“ und „Der Untergang des Hauses Usher“. Auch das Auge kam hier voll auf seine Kosten. Schwarz-Weiß ist eben die bessere Farbe.“

http://www.wn.de/Muenster/Kultur/2287022-Stummfilmkonzert-mit-Helmut-Buntjer-und-und-Anja-Kreysing-Piazzolla-zum-Panzerkreuzer-Potemkin

„Der Untergang des Hauses Usher“ – Review Westfälische Nachrichten

„So., 28.02.2016
Filmkonzert: „Der Untergang des Hauses Usher“ in der Stadthausgalerie
Wie eine traurige Traumfantasie 

Von Arndt Zinkant / Foto Arndt Zinkant

Münster – Es pfeift und pfeift und pfeift. „Der Untergang des Hauses Usher“ kommt umtost von Sturmböen daher, welche Vorhänge zerzausen, Baumwipfel verbiegen und Haare verwehen. Edgar Allan Poes berühmte Geschichte wurde am Freitag in der Stadthausgalerie als Stummfilm präsentiert, untermalt von mächtig wogenden Sound-Effekten aus dem Rechner, die die Musikerin Anja Kreysing vorab punktgenau auf eine Tonspur gelegt hatte. Von wegen Stummfilm!

Aber das war nicht alles. Anja Kreysing legte dann live noch Akkordeon-Klänge darüber, die den Sog der Töne bereicherten um eine oft hypnotische Aura, wie sie die Melancholie einer Quetschkommode mühelos erzwingt. Traurig kündeten diese Klänge von Vergänglichkeit und hüllten die morbiden, teils gruseligen Filmbilder wie einen Schleier ein.

Das zweite „Auswärtsspiel“ in der Stadthausgalerie. Nach dem bizarren Schelmenstreich „Nosferatu“ (mit dem Theaitetos Trio) am Dienstag war die Poe-Verfilmung (1928) von Jean Ep-stein in jeder Hinsicht Kon-trastprogramm. Ein Filmkonzert wie eine traurige Traumfantasie. Ein Film fast ohne Handlung – mit einer Musik, die ihre melancholische Stimmung kaum variierte. Dem musste man sich einfach überlassen und sich in die Welt von RoderickUsher „hineinwehen“ lassen.

Usher, der übersensible, degenerierte Künstler, malt im spukigen Familien-Schloss seine Frau Madeline, die an einer seltsamen Krankheit leidet. Im Verlauf der Handlung wird sie lebendig begraben – befreit sich am Ende aber aus der Gruft. Die Filmversion von Epstein (mit Luis Buñuel als Co-Autor!) weicht deutlich von Poes Story ab: Dort nämlich fehlt das Gemälde von Madeline, die außerdem nicht die Ehefrau, sondern die Schwester Rodericks ist. Einerlei: Was zählt, sind die starken, unheimlichen Bilder, die Anja Kreysing oft in eine sehr lange, sehr französisch klingende „Valse triste“ taucht. Und wenn die Uhr schlägt oder Buchseiten knistern, klingt dies so anspringend echt, als wäre man mittendrin im modrigen Hause Usher.“

http://www.wn.de/Muenster/Kultur/2285736-Filmkonzert-Der-Untergang-des-Hauses-Usher-in-der-Stadthausgalerie-Wie-eine-traurige-Traumfantasie

Der polnische Rundfunk über Resonator „Trust“

REVIEW AUS DEM POLNISCHEN RUNDFUNK

Was kann man alles noch aus einem Akkordeon rausquetschen? Das ist eine angemessene Frage, wenn man KTU oder dem Resonator zuhört. Unglaublich, wie gut sich so ein Relikt wie der „Synthesizer mit Falten“in der modernen Klang-Realität macht. Die neue CD, ähnlich wie die erste, besteht aus vielen zusammengewürfelten Elementen, so, dass man hier von „Experimentalstadium“ von nu folk sprechen kann: es beinhaltet Industrial-Elektro, Filmmusik und dark folk.

Die 9 Stücke ergeben eine zusammenhängende Geschichte. Ich empfehle, der CD am Stück zu lauschen, von Anfang bis zum Ende. Die Musik regt die Phantasie an, oft wirkt sie mit ihren Effekten bildbegleitend wie Filmmusik. Der Zuhörer kann für sich selbst ein Libretto entwerfen, eine obligatorische Geschichte für alle ist nicht vorgegeben.

Was Folk betrifft: immer wieder kommen sehr melodische Phrasen, gespielt auf dem Akkordeon. In Wahrheit ist es aber die Alptraummusik. Das melodische Motiv erscheint, zerreißt dann in Fetzen und taucht in ein Meer aus Rauschen ein. Vertrieben von Geräuschen, die, wie in arabischen alap oder indischen raga, immer unverändert und zeitlos bestehen. Dann kommt wieder etwas Melodisches und passt sich dem Zeitlosen nahtlos an.

Ich muss schon zugeben, gerade diese Musik spricht mich am meisten an. Ich möchte sie vom Herzen empfehlen.

Akkordeon und Elektro ergeben, so gesehen, kein mächtiges Instrumentarium. An dem Beispiel von Resonator sieht man jedoch, was man aus ihnen – mit ein wenig Phantasie – rausholen kann. Es ist nicht nur Musik, es ist viel mehr ein musikalisches Hörspiel.

Hätte man hier statt elektronischen traditionelle akustische Instrumente genommen, wäre ein gutes „old school“-Werk mit melodischen Stücken entstanden. Aber so – so entfremdet – werden die Stücke zu einem Horrortrip, der einen schier umhaut.

Wiktor Pielevin, zeitgenössischer russischer Schriftsteller, hätte es so ausgedrückt: “fast wie Paris von Majakowski.” In der Musik (von Resonator) hört man auch Russisches, sogar Einfluss von Schostakovitsch. Das Duo (Kreysing und Niggemann) fing als „Untermaler“ für Stummfilme an, dann fing es an, Konzerte zu geben. Dabei behielten die beiden Künstler ihre Hauptidee: erschaffen von musikalischen Skulpturen (Figuren?). Resonator ist bereits auf großen Festivals aufgetreten, ich vermute, es wird lohnen, die Musiker live zu erleben.

Die erste Platte 2003, jetzt die Neue- man nimmt an, ein reifes Werk. Tatsächlich.

Wir hörten Resonator bereits bei uns in „Ossobliwosci“ und unsere Zuhörer waren beeindruckt von seinen illustratorischen Qualitäten. Jetzt wird er öfter bei uns gastieren. Verfolgen Sie unsere Sendung.”

– Wojciech Ossowski für Polskiradio.pl, Redakteur einer Weltmusik-Sendung für den Polnischen Rundfunk. Übersetzung: Agnieszka Barczyk (Münster)

GIG-Magazin über Resonator „Trust“

GIG-MAGAZIN ÜBER „TRUST“

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“Das erfordert Aufmerksamkeit: Akkordeon-Ambient? Folk-House? Keine Ahnung. aber wenn man nur ein klitzekleines Bisschen  für etwas abwegigere Musik übrig haben sollte, kommt man an Resonators ‘Trust’ nicht vorbei. Shocking! Ich bin Fan!

– Über das aktuelle Album “Trust” Christian Kock, GIG Magazin, 2011